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20.09.2023 |News

WHO-Bericht: nur ein Land in Europa tut genug, um die Menschen vom Rauchen abzuhalten – die Schweiz hinkt hinterher

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den neunten Bericht der WHO zur globalen Tabakepidemie (9th Report on the Global Tobacco Epidemic) veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass inzwischen 5,6 Milliarden Menschen oder 71 % der Weltbevölkerung von mindestens einer politischen Massnahme zum Schutz vor den Gefahren des Tabakkonsums profitieren. Dies entspricht einer Verfünffachung seit 2007.

Bild von Al Elmes, Unplash

In den letzten 15 Jahren, seit Einführung der MPOWER-Tabakkontrollmassnahmen der WHO, sind die Raucherquoten weltweit zurückgegangen. Ohne diese Massnahmen gäbe es nach Schätzungen der WHO heute 300 Millionen Raucherinnen und Raucher mehr. Der neunte Bericht zur globalen Tabakepidemie, der von Bloomberg Philanthropies unterstützt wird, konzentriert sich auf die Bedeutung des Schutzes der Öffentlichkeit vor Passivrauchen. In fast 40 % der Länder sind öffentliche Innenräume inzwischen rauchfrei, was dazu beiträgt, die Menschen vor den gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Passivrauchens zu schützen. Zu den Ländern, die grosse Fortschritte gemacht haben, gehören Mauritius und die Niederlande, die zusammen mit Brasilien und der Türkei in allen MPOWER-Massnahmen das Best-Practice-Niveau erreicht haben.

Der Generaldirektor der WHO, Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, begrüsste die erzielten Fortschritte: «Ich gratuliere Mauritius und den Niederlanden dazu, dass sie als erstes Land Afrikas bzw. als erstes Land in der Europäischen Union das gesamte Massnahmenpaket der WHO zur Kontrolle des Tabakkonsums auf höchstem Niveau umsetzen... Immer mehr Menschen werden durch die evidenzbasierten Best-Practice-Massnahmen der WHO vor den Schäden des Tabakkonsums geschützt».

Acht Länder, darunter Äthiopien, Iran und Neuseeland, stehen kurz davor, zu den führenden Ländern bei der Eindämmung des Tabakkonsums aufzuschliessen. Der Bericht unterstreicht jedoch auch die Dringlichkeit weiterer Massnahmen: 44 Länder sind noch immer durch keine der MPOWER-Massnahmen der WHO geschützt, und in 53 Ländern gibt es kein umfassendes Rauchverbot in Gesundheitseinrichtungen. Eine rauchfreie Umwelt ist eine der wichtigsten Massnahmen zum Schutz der Menschen, zumal Tabak weltweit immer noch die häufigste Ursache für vermeidbare Todesfälle ist. Michael R. Bloomberg, Botschafter der WHO, hebt die Erfolge hervor, räumt aber ein: «Es bleibt noch viel zu tun».

Die Schweiz bleibt zurück

Die Schweiz gehört zu den Ländern, die noch Fortschritte machen müssen. Der Bericht hebt hervor, dass die Schweiz bei der Umsetzung der MPOWER-Massnahmen im Rückstand ist. Das Land hat es versäumt, ein umfassendes Tabakwerbeverbot einzuführen und hat zwischen 2020 und 2022 keine nationale Kampagne von mindestens drei Wochen Dauer durchgeführt. Darüber hinaus sind in der Schweiz nur maximal zwei öffentliche Plätze vollständig rauchfrei. Zwischen 2012 und 2022 gab es keine signifikanten Preisänderungen, die sich auf die Erschwinglichkeit von Zigaretten ausgewirkt hätten, und die Schweiz verfügt noch immer nicht über alle geeigneten Merkmale für gesundheitsbezogene Warnhinweise auf Zigarettenpackungen.

In der Schweiz ist die Raucherquote zu Beginn der 2000er Jahre gesunken, stagniert aber seither, wie das Bundesamt für Gesundheit mitteilt. Im Jahr 2017 lag sie bei 27,1 %. Rund ein Fünftel der Bevölkerung konsumiert täglich Tabak, 8 % sind Gelegenheitsrauchende. Es rauchen mehr Männer (31 %) als Frauen (23 %). Die AT Schweiz schätzt, dass der Tabakkonsum in der Schweiz jährlich gesellschaftliche Kosten von über 6 Milliarden Franken verursacht (siehe Infografik).

Der Bericht kommt zum Schluss, dass Länder aller Wohlstandsstufen die Nachfrage nach tödlichem Tabak reduzieren, die öffentliche Gesundheit verbessern und Milliarden an Gesundheits- und Produktivitätskosten einsparen können.

Hinweise zum Bericht und zu MPOWER:

Der neunte Bericht der WHO zur globalen Tabakepidemie gibt einen detaillierten Überblick über die nationalen Bemühungen zur Eindämmung des Tabakkonsums durch MPOWER-Massnahmen, bewährte Strategien, die 2008 im Einklang mit dem Rahmenübereinkommen der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (FCTC) eingeführt wurden. Diese Interventionen retten Leben, senken die Kosten durch vermiedene Gesundheitsausgaben und demonstrieren ein globales Engagement für eine rauchfreie Zukunft. Die mangelnden Fortschritte in der Schweiz machen deutlich, welche Herausforderungen im weltweiten Kampf gegen den Tabakkonsum noch zu bewältigen sind.

Die gemeinsame Pressemitteilung der WHO und Bloomberg Philanthropies finden Sie untenstehend in englischer Sprache.

Die Pressemitteilung der WHO ist in den sechs offiziellen Sprachen der WHO verfügbar: https://www.who.int/news/item/31-07-2023-seven-out-of-10-people-protected-by-at-least-one-tobacco-control-measure

Der vollständige 248-seitige Bericht, einschliesslich der technischen Anhänge, ist in englischer Sprache verfügbar: https://www.who.int/publications/i/item/9789240077164

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