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12.12.2023 |News

Elfbar: Scheinheiligkeit und Doppelmoral bei Vape-Aromen

Die beliebte Einweg-E-Zigarettenmarke Elfbar will im Vereinigten Königreich nach Kritik an ihren kinderfreundlichen Aromen künftig auf süsse Geschmacksrichtungen verzichten – in der Schweiz werden Produkte mit diesen Geschmacksrichtungen jedoch munter weiterverkauft. Dies entlarvt die schamlose Doppelmoral dieser Industrie.

Foto: ASA

Die führende britische E-Zigarettenmarke Elfbar und ihre Schwesterfirma Lost Mary verzichten künftig auf Aromen, die an Süssigkeiten und Softdrinks erinnern, weil sie wegen ihrer kinderfreundlichen Geschmacksrichtungen in die Kritik geraten sind, wie am 30. November 2023 publik wurde.[1] Das Unternehmen verkauft mehr als die Hälfte aller Einweg-E-Zigaretten in Grossbritannien und Elfbar gehört auch zu den beliebtesten Marken in der Schweiz. Gemäss neuesten Zahlen ist hierzulande insbesondere der Konsum von Einweg-E-Zigaretten stark angestiegen und nach Angaben der Händler auch die Verkaufszahlen im Jahr 2022 um womöglich 2‘200%. Die attraktiven Produkte und die grosse Auswahl an Geschmacksrichtungen sprechen vor allem ein junges (und minderjähriges) Publikum an.

Während sich Elfbar in Grossbritannien bereits von Geschmacksrichtungen wie Bubble Gum, Cotton Candy und Rainbow Candy verabschiedet hat - weitere dürften folgen - verkauft das Unternehmen in der Schweiz munter weiter E-Zigaretten mit der ganzen Palette an Geschmacksrichtungen. Dies verdeutlicht einmal mehr die ethischen und moralischen Doppelstandards, die solche Unternehmen vertreten. Zudem zeugt es von einer gewissen Scheinheiligkeit, Aromen wie Gummy Bears bis zur scheinbaren Unkenntlichkeit lediglich zu Gami umbenennen zu wollen[2] und illustriert, mit welchen halbpatzigen Massnahmen sich die Tabak- und Nikotinindustrie für den Jugendschutz einsetzt.

Die schillernde Auswahl an Geschmacksrichtungen jedoch hat dazu beigetragen, dass sich der Markt für Einweg-Zigaretten innerhalb weniger Jahre zu einem Milliardenmarkt entwickelt hat, an dem Elfbar und Lost Mary den Löwenanteil haben. Beide gehören dem chinesischen Unternehmen Shenzhen iMiracle Technology. Gemässe Studien könnte ein vollständiges Verbot von Aromen bzw. die Begrenzung auf zwei Standardgeschmacksrichtungen Jugendliche dazu bringen, ihren Konsum einzustellen. In der Schweiz wurde ein entsprechender Vorstoss vom Ständerat abgelehnt.

Eine mögliche neue Steuer auf E-Zigaretten in Grossbritannien lehnt Elfbar mit der Begründung ab, dass dadurch ehemalige Raucher:innen wieder zu illegalen E-Zigaretten greifen könnten. Die Organisation Action on Smoking and Health (ASH) kritisiert Elfbar wegen unzureichender Jugendschutzmassnahmen und betont die Bedeutung einer Steuer auf E-Zigaretten, um den illegalen Markt einzudämmen. In der Schweiz beschloss das Parlament im Juni 2023, trotz massiver Widerstände von Seiten der Tabak- und Nikotinindustrie, dass E-Zigaretten wieder der Tabaksteuer unterstellt werden (ab Mitte 2024). Der beschlossene Satz ist jedoch zu tief, um eine Wirkung zu erzielen.

Irreführende Werbung & zweifelhafte Grünfärberei

Doch die Industrie setzt nicht nur auf eine scheinheilige Aroma-Politik, sondern verpasst sich seit jeher mit zweifelhaften Kampagnen einen grünen Anstrich. So wurde kürzlich in Grossbritannien von der Advertising Standards Authority (ASA) eine Werbekampagne von Elfbar verboten, nachdem die Marke mit dem Slogan " Recycling for a greener future" (Recycling für eine grünere Zukunft) geworben hatte, weil man befürchtete, dass sie irreführend sei.[3] Der verbotene Werbeslogan erweckte den Eindruck, dass das Recycling von Einweg-ENDS einfach sei und bequem zu Hause durchgeführt werden könne. Diese Produkte können jedoch in der Regel nicht zu Hause recycelt werden und müssen an speziellen Sammelstellen entsorgt werden.

Einweg-Vapes wie Elfbars sind eine grosse Gefahr für die Umwelt, weil sie nach ihrer Verwendung weggeworfen werden. Neben der Kunststoff- oder Metallhülle und den Lithium-Ionen-Batterien enthalten sie in der Regel schädliche chemische Verbindungen (mit Kobalt, Nickel, Blei und Nikotin), die ihrerseits aus der Vorrichtung austreten und sich in der Umwelt verteilen können. Dadurch werden Tiere und Pflanzen gefährdet. Vapes müssen wie Elektroschrott entsorgt werden. Eine Studie zeigt, dass im Jahr 2022 in Grossbritannien 260 Millionen Einweg-E-Zigaretten weggeworfen wurden, was sie zu einer der Hauptursachen für die Zunahme der Kunststoffverschmutzung in den letzten Jahren macht.[4]

Foto: ASA

Erwähnte Anzeigen erschienen im Juli und August auf Bussen und digitalen Plakatwänden in London. Sie zeigten Bilder der Elf Bar 600 V2 Vape neben den Worten "Recycling for a greener future" und "Green Awareness".

In ihrem Urteil gab die Advertising Standards Authority (ASA) bekannt, dass es sich um irreführende Werbung handle.

Um dieser besorgniserregenden Entwicklung der Verbreitung und unsachgemässen Entsorgung von Einweg-Vapes entgegenzuwirken, wäre einzig ein vollständiges Verbot dieser Produkte, wie Frankreich dies im Rahmen seiner neuen Tabakstrategie 2023-2027 plant, wirksam und notwendig.

 


[1] https://www.bbc.com/news/business-67570973

[2] https://www.bbc.com/news/business-67570973

[3] https://www.theguardian.com/society/2023/nov/29/elf-bar-vape-ads-uk-over-recycling-asa

[4] https://www.theguardian.com/environment/2023/oct/12/half-a-billion-cheap-electrical-items-go-to-uk-landfills-in-a-year-research-finds

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