Welttag ohne Tabak

Die Kampagne 2023: «Grow food, not tobacco»

Der Tabakanbau schadet unserer Gesundheit, der Gesundheit der Bauern und der Gesundheit des Planeten. Zudem unterbindet die Tabakindustrie die Bemühungen, den Anbau von Tabak durch andere Kulturen zu ersetzen, und trägt so zur weltweiten Nahrungsmittelkrise bei.

Tabakanbau stoppen – Ernährungssicherheit stärken (Video: WHO)

Die diesjährige Kampagne der Weltgesundheitsorganisation WHO zum «World No Tobacco Day» unter dem Motto «Grow food, not tobacco» fordert die Regierungen der Welt auf, die Unterstützungsgelder für den Tabakanbau einzustellen und die dabei eingesparten Mittel dazu zu verwenden, die Tabakbauern bei der Umstellung auf nachhaltigere Anbauprodukte zu unterstützen, um die Ernährungssicherheit und damit insgesamt die Ernährung zu verbessern.

 

Ziele der Kampagne:
  • Aufforderung an die Regierungen, die Subventionen für den Tabakanbau abzuschaffen und die eingesparten Mittel für Substitutionsprogramme zu verwenden, die die Landwirte bei der Umstellung unterstützen und die Ernährungssicherheit verbessern.
  • Sensibilisierung der Gemeinschaft der Tabakbauern, für die Vorteile der Abkehr vom Tabak und des Anbaus nachhaltiger Pflanzen;
  • Unterstützung der Bemühungen zur Bekämpfung der Wüstenbildung und der Umweltzerstörung durch die Dezimierung des Tabakanbaus;
  • Aufdecken der Versuche der Industrie, die Bemühungen für einen zukunftsfähigen Lebensunterhalt zu behindern.

 

Tabakanbau in der Schweiz

In der Schweiz, wo diese marginale Kultur überhaupt erst durch finanzielle Hilfeleistungen ermöglicht wird, bewirtschaften nur noch rund 135 Tabakbauern knapp 400 Hektaren Tabakanbaufläche. 85 % der Anbaufläche befindet sich in der Westschweiz, insbesondere im Freiburgischen und Waadtländischen Broyetal. Der Anbau und die Kultivierung des Tabaks sind aber ressourcenaufwändig, unökonomisch und unökologisch. So ist der aufwendige Anbau dieser exotischen Pflanze in der Schweiz verbunden mit hohem Wasser- und Holzverbrauch sowie dem Einsatz starker Pestizide, die das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen.

Tabakfeld in der Schweiz (Bild: SwissTabac)

Tabakfeld in der Schweiz (Bild: SwissTabac)

 

Tabakanbau stoppen - Ernährungssicherheit stärken

Auf globaler Ebene wird Tabak in über 124 Ländern als Nutzpflanze angebaut, wobei Millionen Hektaren fruchtbares Land beansprucht werden. Die grössten Tabakproduzenten sind China, Brasilien und Indien. Der Anbau von Tabak trägt in vielen Ländern zu Ernährungsunsicherheit und Unterernährung bei. Da die Vorschriften in den Ländern mit mittlerem und hohem Einkommen zunehmend strenger werden, zielen die Tabakkonzerne zunehmend auf afrikanische Länder ab, um dort die Produktion von Tabakblättern zu steigern. Sieben der zehn Länder mit den grössten Tabakanbaugebieten sind Niedrig- und Mitteleinkommensländer in Asien und Afrika. Würden in diesen sieben Ländern Nahrungsmittel anstelle von Tabak angebaut, könnten davon schätzungsweise über 11 Millionen Menschen ernährt werden. Denn die Produktion von Tabak erfordert die Nutzung grosser landwirtschaftlicher Flächen.

Quelle: unfairtobacco

Quelle: unfairtobacco

Weltweit wird die Anbaufläche auf 4,3 Millionen Hektar geschätzt – eine Fläche, so gross wie die Schweiz!

Des Weiteren hat der Tabakanbau enorme soziale und gesundheitliche Implikationen, v.a. in den grossen Anbaugebieten in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen.

 

Über 800 Millionen Menschen von Hunger betroffen

Überdies erfordert der Anbau von Tabak einen hohen Verbrauch an Wasser. Für die Produktion von einer Tonne grünem Tabak sind 670 Tonnen Wasser erforderlich - dies entspricht dem achtfachen Wasserbrauch für dieselbe Menge an Kartoffeln! Weltweit werden jährlich 32,4 Millionen Tonnen grüner Tabakblätter produziert und daraus entstehen 6,5 Millionen Tonnen getrockneter Tabak. Damit wiederum werden pro Jahr rund 6 Billionen Zigaretten produziert. Ganze 22 Billionen Liter Wasser werden dafür eingesetzt – dies entspricht 3,7 Litern pro Zigarette. Man stelle sich vor, dieser Wasserverbrauch würde für die Bekämpfung der Unterernährung eingesetzt!

Wie bedroht der Tabakanbau die Ernährungssicherheit und die Lebensmittelversorgung? Die WHO benennt vier Faktoren:

  1. Knappheit an nutzbaren Böden: Hochwertige Landflächen werden in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zunehmend für den Tabakanbau genutzt, so dass weniger Land für den Nahrungsmittelanbau zur Verfügung steht.
  2. Begrenzte Auswahl an Alternativen: Die Auswahl an alternativen Anbauprodukten ist mitunter begrenzt, da es im Vergleich zum Tabaksektor keine starken, gesicherten Märkte gibt und die Behörden die Abkehr vom Tabakanbau nicht unterstützen.
  3. Verschlechterung des Bodens: Der Tabakanbau und die dafür eingesetzten Chemikalien belasten die Böden, und der Mischkulturanbau - der Anbau von zwei oder mehr Nutzpflanzen in unmittelbarer Nähe - stellt eine Herausforderung dar, da dem Boden wichtige Nährstoffe für eine produktive Landwirtschaft entzogen werden.
  4. Intensität des Anbaus: Tabak ist eine arbeitsintensive Pflanze, die bis zu 9 Monate braucht, um heranzureifen, was es für kleine Betriebe schwierig macht, noch im selben Jahr Nahrungsmittel anzubauen.

In Anbetracht der traurigen Rekordzahl von 349 Millionen Menschen weltweit, die von akuter Ernährungsnot betroffen sind, muss diese Form des Anbaus einer Monokultur infrage gestellt werden.

Die Umgestaltung der Agrarsysteme ist nach wie vor schwierig: Einige Bemühungen der politischen Entscheidungsträger:innen, die Umstrukturierung voranzutreiben, werden durch den Wunsch, konkurrenziert, die Zahl gewinnbringenden Exportgüter wie Tabak zu erhöhen. Viele der gewinnbringenden Monokulturen, insbesondere Tabak, erwirtschaften oft nur geringe Gewinne für die bäuerlichen Haushalte, schädigen zudem die Ökosysteme und bringen erhebliche Gesundheitsrisiken für die Bauern und Bäuerinnen mit sich.

Nicht alle Nutzpflanzen sind hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Umwelt und die Arbeitsbedingungen sowie ihres Beitrags zum gesellschaftlichen Wohlergehen gleich, und Tabak ist eine der schlimmsten. Wie können wir von diesen schädlichen Nutzpflanzen zu solchen übergehen, die die Ernährungssicherheit, das Wohlergehen des Einzelnen und der Gemeinschaft sowie die Vielfalt und nachhaltige Entwicklung der Ökosysteme fördern?

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Quellen