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26.05.2020 |News

Welttag ohne Tabak: Neues von den Rattenfängern

Im Zentrum des diesjährigen WHO-Welttags ohne Tabak («World No Tobacco Day») steht der Schutz der Jugendlichen vor Tabak: Die Tabak- und Nikotinbranche hat mit neuen aromatisierten Produkten aufgerüstet, die mit ihrer bunten Verpackung insbesondere Jugendliche ansprechen. Es gilt die Kinder und Jugendlichen vor diesen Manipulationsversuchen zu schützen. Es ist zu verhindern, dass sie mit dem Konsum von Tabak- und Nikotinprodukten beginnen.

Bis heute fehlt in der Schweiz, als letztem Land in Europa neben Kosovo, ein nationales Mindestabgabealter für Tabak- und Nikotinprodukte. Auch bei Aromen gibt es bislang keine Einschränkungen, bei der Werbung fast keine.

Das Zielpublikum: Jugendliche

Die Fakten sind klar: 65 Prozent der Personen die täglich rauchen, haben vor dem 20. Geburtstag damit begonnen. 51 Prozent der 15-jährigen Jungen in der Schweiz haben mindestens einmal eine E-Zigarette verwendet, bei den gleichaltrigen Mädchen sind es 35 Prozent. Zudem werden die «neuen» Produkte E-Zigaretten und Mundtabak mehrheitlich von Personen konsumiert, die bisher keine Nikotinprodukte konsumiert haben, wie die Produzenten selber zugeben.

Alle Nachbarländer der Schweiz haben deshalb ein Mindestabgabealter von 18 Jahren für Tabakwaren festgelegt. Deutschland, Italien und Frankreich bereits vor über einem Jahrzehnt.

Werbung für neue Produkte: bunt, grell, poppig

Das Design (z.B. in Form eines USB-Sticks oder als Süssigkeiten) und die Farben der neuen Tabak- und Nikotinprodukte sprechen insbesondere Jugendliche an. Neben klassischer Plakat- und Printwerbung wird massiv in neue Werbeformen investiert, zum Beispiel in Influencer-Werbung in den Sozialen Medien. Prominente und Veranstaltungen erhalten grosszügiges Sponsoring.

Die Vermarktung an den von Kindern frequentierten Verkaufsstellen läuft auf Hochtouren. Die Tabak- und Nikotinprodukte werden in der Nähe der Süssigkeiten, Snacks oder Süssgetränke platziert, damit die Zielgruppe sie wahrnimmt. Das Marketingmaterial wird den Verkäufern von den Herstellern zur Verfügung gestellt.

Länder wie Deutschland, Italien, Frankreich oder Grossbritannien und Nordirland haben in einem ersten Schritt den Verkauf von nikotinhaltigen (teilweise auch nikotinfreien) E-Zigaretten an Minderjährige verboten.

Frankreich hat rasch umfassend gehandelt: Das nationale Werbe-, Promotions- und Sponsoringverbot für Tabakprodukte gilt auch für E-Zigaretten. Das Land steht damit nicht allein, auch in Norwegen oder Australien sind Werbung, Promotion und Sponsoring für Tabakprodukte und E-Zigaretten verboten. Mehrere Staaten sind gerade dabei, die Werbeeinschränkungen für Tabakprodukte auf E-Zigaretten auszudehnen, so etwa Irland.

Die Aromen der E-Zigaretten: «Berries», «Créme», «Mango», «Vanille» etc.

Aromen in Tabak- und Nikotinprodukten sind Lockmittel für Jugendliche und sorgen dafür, dass sie die Gesundheitsrisiken unterschätzen. In den USA gibt die Mehrheit der jugendlichen Konsumenten an, dass das erste Produkt, das sie benutzt haben, aromatisiert war: Jede zweite bzw. jeder zweiter bei Zigaretten, vier von fünf bei E-Zigaretten und fast neun von zehn bei Wasserpfeifen. Zwei von drei Jugendlichen in den USA die JUUL konsumieren, ist nicht bewusst, dass dieses Produkt Nikotin enthält.

Aus diesem Grund sind Aromen (inkl. Menthol) für Tabakerzeugnisse zum Rauchen in der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich seit dem 20. Mai 2020 vollständig verboten. Zusatzstoffe für Tabakerzeugnisse zum Rauchen oder E-Zigaretten, die das Inhalieren bzw. die Nikotinaufnahme erleichtern dürfen in der EU bereits seit 2016 nicht mehr auf den Markt gebracht werden. In der kanadischen Provinz Ontario zeigt das Verbot von Menthol-Zigaretten Wirkung: Menthol-Raucherinnen und Menthol-Raucher haben sich deutlich häufiger für einen Rauchstopp entschieden, als andere Raucherinnen und Raucher.

In den USA sind seit Februar 2020 der Verkauf von Kartuschen (Patronen) für E-Zigaretten in allen Geschmacksrichtungen ausser Tabak und Menthol verboten – eine Reaktion auf den sprunghaften Anstieg des Konsums von neuen Tabak- und Nikotinprodukten bei Kindern und Jugendlichen.

E-Zigaretten: Wo bleibt der gesetzliche Kinder- und Jugendschutz in der Schweiz?

In der Schweiz gibt es keinerlei Einschränkungen bei den Aromen für Tabak- und Nikotinprodukte. Die Tabak- und Nikotinlobby wehrt sich bislang erfolgreich dagegen. Ein erster Vorschlag des Bundesrates wurde 2016 von National- und Ständerat mit dem gesamten Tabakproduktegesetz zurückgewiesen. Ein weiterer Vorstoss scheiterte 2019 in der ständerätlichen Gesundheitskommission.

Auf Bundesebene existieren bis jetzt keine konkreten gesetzlichen Werbeeinschränkungen für Tabak- und Nikotinprodukte, abgesehen vom Radio- und Fernsehverbot für Tabakwerbung.

Viele Kantone kennen lediglich ein Mindestabgabealter von 16 Jahren für Tabakprodukte. In drei Kantonen fehlt ein gesetzliches Mindestabgabealter für Zigaretten bislang komplett. Ebenfalls fehlen nationale Verkaufseinschränkungen für E-Zigaretten oder andere Nikotinprodukte (z.B. portionierte nikotinhaltige Produkte zum Lutschen). Lediglich in den Kantonen Basellandschaft und Wallis ist für diese Produkte ein Mindestabgabealter von 18 Jahren in Kraft.

Die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz fordert zum Schutz der Kinder und Jugendlichen für sämtliche Tabak- und Nikotinprodukte (inkl. aller E-Zigaretten)

- ein Verbot von Aroma- und Farbstoffen,

- ein Werbe-, Sponsoring- und Promotionsverbot sowie

- ein Mindestverkaufsalter von 18 Jahren.

Diese Massnahmen gilt es mit einer regelmässigen Kontrolle der Entwicklung des Konsums der verschiedenen Produkte zu ergänzen (entsprechend dem 2016 eingestellten Suchtmonitoring Schweiz), sowie einem Werbemonitoring, insbesondere des Digital Marketings.

USA als warnendes Beispiel

Was bei fehlenden Gesetzen geschieht, sehen wir in der Entwicklung der Konsumzahlen in den USA: 2018 konsumierten 27 Prozent der Highschool-Schülerinnen und -Schüler (14-18 Jahre) und 7 Prozent der Middleschool-Schülerinnen und -Schüler (11-13 Jahre) Tabak- und Nikotinprodukte, mehrheitlich in Form von E-Zigaretten (knapp 21 Prozent respektive 5 Prozent). Allein zwischen 2017 und 2018 stieg der E-Zigarettenkonsum in den Highschools um fast 80 Prozent (von 11,7 Prozent auf 20,8 Prozent). In der Schweiz müssen die notwendigen Massnahmen ergriffen werden, bevor eine Entwicklung wie in den USA einsetzt.


Welttag ohne Tabak am 31. Mai

Der Welttag ohne Tabak («World No Tobacco Day») ist eine Kampagne der Weltgesundheitsorganisation WHO. Er findet jeweils am 31. Mai statt und macht auf die sozialen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Folgen des Tabakkonsums aufmerksam. Das Thema des diesjährigen Welttags ohne Tabak ist der Jugendschutz.

Das Motto lautet «Protecting youth from industry manipulation and preventing them from tobacco and nicotine use». #TobaccoExposed

Weiterführende Links

WHO

WHO in Europe

Broschüre: Sind E-Zigaretten harmlos?


 

> Beispiele Liquids

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an

Wolfgang Kweitel

Kommunikationsmanager Politik

 079 648 80 82

wolfgang.kweitel@at-schweiz.ch

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