Rauchen am Bahnhof: Die SBB zieht die Schraube an

Die SBB will das geltende Rauchverbot besser durchsetzen. Dazu testet sie seit dem Sommer in fünf Bahnhöfen ein Pilotverfahren: In Solothurn, Biel, Burgdorf, La Chaux-de-Fonds und Zürich Hardbrücke wurden verstärkte Plakatbotschaften aufgestellt und Aschenbecher entfernt oder verschraubt. Das Ziel ist klar: Das Rauch- und Vape-Verbot auf Perrons soll sichtbarer gemacht und besser durchgesetzt werden.

SBB Perron

© SBB CFF FFS.

Denn trotz Verboten ist und bleibt das Rauchen auf den Perrons ein Problem. Gemäss einer Regel des Verbands öffentlicher Verkehr (VöV) gilt in den Bahnhöfen zwar seit 2019 ein offizielles Rauchverbot. Ausserhalb von zwei deutlich gekennzeichneten Raucherzonen pro Perron, die mit Aschenbechern bestückt sind, darf beim Warten auf den Zug keine Zigarette angezündet werden. Die meisten Reisenden begrüssen diesen Entscheid, weil sie gern in einer sauberen Umwelt saubere Luft atmen wollen. Doch hapert es sechs Jahre nach Inkrafttreten der Regel immer noch bei der Umsetzung.

Problembahnhöfe im Visier


Angesichts der zunehmenden Zahl von Passagierklagen, schlägt die SBB einen neuen Ton an. Die Testbahnhöfe wurden nicht zufällig ausgewählt. Vielmehr gingen hier am meisten Beschwerden ein, weil das Rauch- oder Vape-Verbot nicht beachtet wurde.

Jetzt stehen in Biel rund um den Bahnhof und im Innern überall imposante Schilder, welche die Reisenden daran erinnern, dass sie nur an den dazu vorgesehenen Orten rauchen dürfen. Die SBB will streng auf die geltenden Regeln verweisen und nach einer sechsmonatigen Testphase Bilanz ziehen.

Ein Gesundheits-, nicht nur ein Geruchsproblem


Problematisch ist nicht einfach der störende Geruch. Passivrauchen ist und bleibt ein reales Gesundheitsrisiko. Tabakrauch enthält über 7000 Substanzen, von denen etwa 70 krebserregend sind. Sogar im Freien, an überdeckten Orten und bei starkem Passagieraufkommen kann die Belastung erheblich sein. Es gibt keine Mindestmenge, unter der das Passivrauchen unschädlich wäre. Vulnerable Passagiere, wie Kinder, Schwangere, Seniorinnen und Senioren oder chronisch Kranke, sind besonders gefährdet.

In Genf ist die öffentliche Diskussion schon weiter: Seit diesem Frühling gilt in gewissen Aussenbereichen wie Bushaltestellen und Spielplätzen ein Rauchverbot. Bei Nichtbeachten können Bussen von bis zu 1000 Franken verhängt werden. Das ist ein starkes Signal und dürfte auch andere Kantone inspirieren.

Für die Präventionsorganisationen wird damit ein doppeltes Ziel verfolgt: Einerseits soll die Bevölkerung vor dem Passivrauchen geschützt, andererseits auch die Banalisierung der Rauchergeste bekämpft werden. Minderjährige, die auf dem Perron oder an der Buskante eine angezündete Zigarette sehen, erhalten implizit die Botschaft: «Rauchen ist normal.» Dabei sollten Produkte, die in der Schweiz jährlich rund 9500 Todesfälle verursachen, unbedingt als «abnormal» gelten.

Drei von vier Schweizer:innen haben Recht auf bessere Luft


Indem die SBB die Zigaretten weniger sichtbar macht und das Nebeneinander von Rauchenden und Nicht-Rauchenden friedlicher gestaltet, trägt sie zu einem Trend bei, der hin zu gesünderen öffentlichen Räume geht. Die Pilotversuche werden genau bilanziert: Bei Erfolg folgen schon bald weitere Bahnhöfe.

Das Rauchen im öffentlichen Raum ist und bleibt in der Schweiz eine umstrittene Frage. Aber eines ist klar: In einem Land, in dem die Mehrheit (rund 75 Prozent) nicht raucht, wächst die Nachfrage nach tabakfreien Räumen. Daran sollten sich die Institutionen anpassen. Die Bahnhöfe als typische Durchgangsorte sind dafür ein Symbol.

Die mangelhafte Einhaltung des Rauchverbots in den Bahnhöfen zeigt, dass das Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen aus dem Jahr 2010 überholt ist und revidiert werden muss. Die Beschwerden der Bahnhofbenutzer:innen zeigen exemplarisch, dass dieses Gesetz die Nichtrauchenden, insbesondere Minderjährige und Vulnerable, bei weitem nicht schützt.

SBB Perron Montage

© SBB CFF FFS, Montage: AT Schweiz

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