Die Tobacco Control Scale (TCS)

 Europa auf den Weg zu einer rauchfreien Zukunft führen

 

«The Tobacco Control Scale 2021 in Europe»

Der Verband der europäischen Krebsligen vergleicht seit fünfzehn Jahren, welche Massnahmen die Staaten in Europa zur Eindämmung des Tabakkonsums ergreifen, und listet diese in seiner «Tobacco Control Scale in Europe» auf. Die aktuelle Tobacco Control Scale 2021 wurde am 2. Dezember 2022 am «ICO-WHO Symposium on Tobacco Control» in Barcelona veröffentlicht.

 

Gemessen werden sechs Indikatoren, die zentrale, wirksamen Massnahmen der Tabakkontrolle unter die Lupe nehmen:

  • Steigende Preise durch Tabakbesteuerung.
  • Umfassende Rauchverbote in öffentlichen Einrichtungen und am Arbeitsplatz.
  • Verbesserte öffentliche Informationskampagnen.
  • Vollständige Verbote der Tabakwerbung und -promotion.
  • Mutige Gesundheitswarnungen auf Tabakverpackungen.
  • Unterstützung für Rauchende, die mit dem Rauchen aufhören wollen, einschliesslich des Zugangs zu Medikamenten.

Je nachdem, wie gut ein Staat diese sechs Massnahmen umsetzt, wird er im Rahmen der Tobacco Control Scale bewertet. Die einzelnen Massnahmen werden entsprechend ihrer Wirkung bewertet. Was sich in anderen Ländern als besonders wirksam herausgestellt hat, wird höher bewertet.

Die Schweiz verliert in der europäischen «Tobacco Control Scale 2021» nach 2019 einen weiteren Platz (36 von 37) im Vergleich der Tabakpräventionsmassnahmen in Europa. Die Vereinigung der europäischen Krebsligen resümiert dazu in ihrer Rangliste:

«Die Schweiz bleibt der Favorit der internationalen Tabakkonzerne.»

 

Schweiz immer weiter abgehängt

Auf den ersten drei Plätzen rangieren 2021 weiterhin – im Vergleich zu 2019 – Irland, das Vereinigte Königreich und Frankreich. Seit 2007 belegen das Vereinigte Königreich und Irland jeweils einen Platz unter den Top Drei der Rangliste. Die Erfolge der beiden Länder lassen aufhorchen: Im Vereinigten Königreich ist der Anteil volljähriger Raucherinnen und Raucher zwischen 2014 und 2022 um 5 Prozentpunkte gesunken, auf 13 Prozent. In Irland sank der Anteil der Raucherinnen und Raucher zwischen 2015 und 2022 von 23 auf 16 Prozent. Zum Vergleich: In der Schweiz rauchen 27 Prozent der Personen, bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind es sogar 32 Prozent. Ein Wert der sich seit 2007 auf hohem Niveau eingependelt hat.

Die Schweiz liegt auf der Rangliste 2021 auf dem zweitletzten Platz, knapp vor dem erstmalig gelisteten Bosnien und Herzegowina. Sie hat im Vergleich zu 2019 einen weiteren Rang verloren und büsst somit seit zehn Jahren kontinuierlich an Plätzen im Ranking ein (2013: 18. Platz, 2016: 21. Platz, 2019: 35. Platz) Insbesondere bei den Tabakwerbeeinschränkungen erhält die Schweiz erneut besonders schlechte Noten: Kein anderes Land im Rating schneidet in den letzten Jahren in dieser Kategorie so schlecht ab.

Die Schweiz hat die internationale Rahmenkonvention über die Tabakkontrolle (FCTC) der Weltgesundheitsorganisation WHO von 2004, welche gemeinsame gesetzliche Mindeststandard definiert, bislang nicht ratifiziert. In Europa haben dies, neben der Schweiz, nur Andorra, Liechtenstein und Monaco ebenfalls noch nicht getan.

Sollte die Volksinitiative «Kinder ohne Tabak» von Bundesrat und Parlament wie vom Volk beschlossen umgesetzt werden, kann sich die Schweiz um drei oder vier Plätze im Ranking verbessern. Sie würde erstmalig einen guten Wert in der Kategorie «Beschränkung Tabakwerbung» erhalten. Leider schneidet die Schweiz in allen anderen Kategorien (Preise, Passivrauchschutz, Warnhinweise usw.) auf unabsehbare Zeit weiterhin sehr schlecht ab.

Zu tiefe Tabaksteuer

So sind die Tabaksteuern in der Schweiz – im Verhältnis zum Lohn- und Kostenniveau – viel zu tief. Diesen Schutzmechanismus hat das Parlament auf Druck der Tabaklobby blockiert: Seit 2013 hat der Bundesrat keine Kompetenz mehr die Tabaksteuer zu erhöhen. Während die Weltgesundheitsorganisation WHO einen Steueranteil von mindestens 75% empfiehlt, liegt der Steueranteil in der Schweiz bei rund 60%. Ab Mitte 2024 sollen E-Zigaretten aus Jugendschutzgründen besteuert werden. Die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz und ihre Mitgliederorganisationen begrüssen dies. Aber leider hatten weder der Bundesrat noch das Parlament den Mut den Steuersatz für E-Zigaretten auf eine Höhe festzulegen, wo dieser eine echte präventive Wirkung entfaltet, auch konnten sie sich nicht zu einer umfassenden Revision der Tabaksteuer und der Anhebung der Tabaksteuer für sämtliche Tabakwaren durchringen.

Fazit

Irland belegt mit 74 von 100 Punkten den ersten Platz. Aber auch Spitzenreiter wie Irland haben noch Verbesserungspotenzial. Der TCS-Bericht ist mehr als ein Ranking - er ist ein Weckruf. Europas Kampf gegen den Tabak geht weiter, und jedes Land muss seine Anstrengungen verstärken. Mit dem TCS-Bericht haben die Länder nun einen Fahrplan für eine gesündere, rauchfreie Zukunft. Es ist an der Zeit zu handeln, innovativ zu sein und bei der weltweiten Eindämmung des Tabakkonsums die Führung zu übernehmen.

Den vollständigen Bericht finden Sie unter https://www.tobaccocontrolscale.org/wp-content/uploads/2022/12/TCS-Report-2021-Interactive-V4.pdf zum Herunterladen.