Stop Tobacco Pollution Alliance (STPA)


Zigarettenstummel sind der am weitesten verbreitete giftige Einweg-Plastikmüll - und die Tabakindustrie weiss das. Die Allianz „Stop Tobacco Pollution Alliance“ (STPA), die von der AT Schweiz unterstützt wird, zielt darauf, Zigarettenfilter zu verbieten und die Verantwortlichen für die jahrzehntelangen Umweltschäden durch Tabak zur Rechenschaft zu ziehen. Zudem setzt sie sich anlässlich der UN-Kunststoffverhandlungen dafür ein, die Kunststoffpolitik mit der der Eindämmung des Tabakkonsums in Einklang zu bringen.


Video: GGTC

Zigarettenstummel sind der am häufigsten weggeworfene Gegenstand auf unserem Planeten – 4,5 Billionen landen jährlich auf dem Boden – davon mehr als 6 Milliarden allein in der Schweiz. Die Kunststofffilter gelangen somit in unsere Umwelt, zersetzen sich nur langsam und setzen dabei giftige Chemikalien frei – eine Gefahr für Mensch und Tier. Die Tabakindustrie vermarktet ihre nutzlosen Filter seit Jahrzehnten als Mittel, das Rauchen weniger gesundheitsschädigend zu machen und ist hauptverantwortlich für das enorme Littering-Problem.

Während Raucher:innen die Zigarettenfilter als Sicherheitsmerkmal wahrnehmen, das die Attraktivität der Zigarette erhöht, wurden die Filter mit einer aggressiveren Form von Krebs in Verbindung gebracht. Darüber hinaus enthalten Zigarettenstummel oder gebrauchte Filter Mikroplastik, das sich erst nach über zehn Jahren zersetzt und dabei Chemikalien und Metalle wie Arsen, Blei und Ethylphenol auslaugt, die für Land- und Wasserlebewesen giftig sind.

Zigarettenstummel und die Kunststoffe in Tabakverpackungen kosten die Regierungen schätzungsweise 1 Milliarde USD pro Jahr an Abfallentsorgungskosten und 20 Milliarden USD pro Jahr an Verlusten von Ökosystemleistungen im Meer. Während viele nationale Strategien zur Regulierung von Kunststoffen verabschiedet wurden, befassen sich nur wenige mit Zigarettenstummeln/Tabakprodukten. Die Weltgesundheitsorganisation und viele Nichtregierungsorganisationen haben ein Verbot von Zigarettenfiltern gefordert und verlangen, dass die Tabakindustrie für ihre Umweltschäden zur Verantwortung gezogen wird. Dies ist auch Ziel der STPA.

STPA an UN-Kunststoffvertragsverhandlungen

Gemäss dem Mandat der Umweltversammlung der Vereinten Nationen versammelte sich vom 28. November bis 2. Dezember 2022 in Uruguay ein zwischenstaatliches Verhandlungsgremium mit mehr als 2 300 Delegierten aus 160 Ländern zur ersten Sitzung des Verhandlungsausschusses (INC1), um bis 2024 ein international rechtsverbindliches Instrument zur Beendigung der Plastikverschmutzung, einschliesslich der Verschmutzung der Meere, auszuhandeln. Die STPA, die von Action on Smoking & Health (ASH) und dem Global Center for Good Governance in Tobacco Control, einem Partner von STOP, mit Unterstützung von Bloomberg Philanthropies einberufen wurde, nahm aktiv an der INC1 (First Session of Intergovernmental Negotiating Committee on Plastic Pollution) teil.

Neben anderen internationalen Organisationen wie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dem Global Compact (GCP), der STPA und verschiedenen Tabakkontrollgruppen gab auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Abstimmung mit dem WHO FCTC-Sekretariat Statements und Wortmeldungen zur Unterstützung dieses Abkommens ab, in denen die Bedeutung von Gesundheit und Menschenrechten sowie die Notwendigkeit einer Angleichung des Abkommens an die WHO-Rahmenkonvention über die Tabakkontrolle (FCTC) hervorgehoben wurden. Dies ist insbesondere relevant, wenn man bedenkt, dass Zigarettenstummel die am meisten weggeworfenen Kunststoffgegenstände der Welt sind.

Bild: WHO

Auch anlässlich des zweiten zwischenstaatlichen Verhandlungsausschusses, der INC-2, welche vom 29. Mai bis 2. Juni 2023 am UNESCO-Sitz in Paris stattfindet, wird die STPA präsent sein. Denn eine angemessene Kunststoffpolitik in Verbindung mit der Eindämmung des Tabakkonsums ist von entscheidender Bedeutung, um die durch Tabak verursachte Kunststoffverschmutzung zu verringern. Es muss mehr getan werden, um diese dringenden Probleme anzugehen und unseren Planeten zu schützen.

Die Wahrheit hinter dem Schwindel der Tabakindustrie

Zum Auftakt der Initiative hat das Global Center for Good Governance in Tobacco Control (GGTC), das die STPA einberufen hat, in Zusammenarbeit mit der New York Times einen sehr lesenswerten Beitrag mit dem Titel "Uncovering the Truths Behind the Tobacco Industry's Deception" veröffentlicht, um die verschlimmernde Rolle von Zigarettenfiltern bei Krebserkrankungen und der Verschmutzung der Meere aufzuzeigen und die irreführenden Taktiken der Tabakindustrie zur Verschleierung dieser Tatsachen aufzudecken.

Zum Artikel: Uncovering the Truths Behind the Tobacco Industry’s Deception. Shedding ligt on filter fraud and environmental harms, Paid-Post der STPA in The New York Times: https://www.nytimes.com/paidpost/ggtc/uncovering-the-truths-behind-the-tobacco-industrys-deception.html

Die Tabakindustrie ist das Problem, jedoch nicht die Lösung

Die Tabakunternehmen weisen die Verbraucher:innen an, die Stummel ordnungsgemäss zu entsorgen, und ermutigen ihre Kundschaft, sich an Umweltsäuberungsaktionen zu beteiligen, die häufig von den Tabakunternehmen gesponsert werden. Dies ist eine besondere Form der sozialen Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR), die als zynischer Versuch zu werten ist, sich der Verantwortlichkeit und jeder weiteren Regulierung ihrer Produkte zu entziehen. Selbst in Abfalldeponien setzen Zigarettenstummel giftige Sickerwässer frei, die in das umliegende Grundwasser gelangen können. Das Aufsammeln der Stummel kann zwar vorübergehend die Anzahl der Stummel an Stränden und anderen öffentlichen Plätzen verringern, aber in der Regel sind die Chemikalien bereits in die Wasserwege gelangt. Selbst das Aufsammeln von Tausenden von Zigarettenkippen im Rahmen von Aufräumaktionen wird keinen nennenswerten Unterschied zu den Billionen von Zigarettenkippen ausmachen, die jedes Jahr in die Umwelt gelangen.

Jeder Versuch der Tabakindustrie, sich als Teil der Lösung aufzuspielen, ist nichts anderes als Greenwashing-Manipulation und sollte von den Regierungen als Verstoss gegen Art. 5.3 FCTC geahndet werden.

 

Die Stop Tobacco Pollution Alliance (STPA) ist eine globale Bewegung, die darauf abzielt, die Kunststoffpolitik mit der Eindämmung des Tabakkonsums in Einklang zu bringen und die Verantwortlichen für die Umweltverschmutzung durch Tabak zur Rechenschaft zu ziehen. Auf der INC-1 ist sie durch die Organisationen Action on Smoking & Health, Coalición Latinoamericana Saludable, Corporate Accountability, Fundación InterAmericana del Corazón, Global Center for Good Governance in Tobacco Control vertreten, wobei die STPA von ASH und GGTC mitgetragen wird. Die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz ist Mitglied der STPA.

 

Weitere Links:

Lesen Sie mehr über die „Stop Tobacco Pollution Alliance“ hier:

https://ggtc.world/actions/campaigns/campaign-letter/stop-tobacco-pollution-alliance

GGTC (2022), Tobacco’s Toxi Plastics. A Global Outlook:

https://ggtc.world/library/tobaccos-toxic-plastics-a-global-outlook

Second Session of the Intergovernmental Negotiating Committee on Plastic Pollution (INC-2):

https://www.unep.org/events/conference/second-session-intergovernmental-negotiating-committee-develop-international

Tobaccotactics:

https://tobaccotactics.org/article/plastics-environment-tobacco-industry/

AT Schweiz, Mai 2023