SDG 11

Inklusive, sichere und nachhaltige Städte

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Die Städte sollen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestaltet werden – so will es das 11. UNO-Nachhaltigkeitsziel. Dieses Ziel wird durch das Rauchen in mehrfacher Hinsicht in Frage gestellt. Mit den Bergen von Zigarettenkippen, die Jahr für Jahr weggeworfen werden, wirkt sich das Rauchen sicht- und spürbar auf die Sauberkeit des städtischen Raums aus. An der Aktion Stop2Drop, die im März 2021 in der Schweiz durchgeführt wurde, haben Schüler:innen innert zwei Wochen 958 181 Zigarettenstummel aufgelesen.[1] Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit jeden Tag rund 18 Milliarden Kippen auf den Boden geworfen werden.[2] Das ist kein schöner Anblick, belastet die Umwelt und kostet viel Geld.

Deutschland geht davon aus, dass die Bewältigung des rauchbedingten Abfalls bundesweit jährlich 700 Millionen Euro kostet. Chicago gibt jedes Jahr 27 Millionen, New York 80 Millionen Dollar aus.[3] Herumliegende Zigarettenstummel in den Städten können auch für Kinder gefährlich sein, wenn diese sie unbeabsichtigt verschlucken. In der Schweiz erhält Tox Info jedes Jahr rund 300 Telefonanrufe, die solche Vorfälle melden.[4]

Aber das Rauchen hat auch weniger offensichtliche, tückischere Auswirkungen auf die Lebensqualität in den Städten. Dort wo die Bevölkerungsdichte gross ist, steigt tendenziell auch der Anteil der Rauchenden an. Und somit wird der Bevölkerungsanteil grösser, der Passivrauch ausgesetzt ist.[5] Dieses Problem ist speziell in den Megalopolen der Entwicklungsländer akut, weil dort die Bevölkerung in Slums äusserst dicht gedrängt zusammenlebt und nur wenig Raum für sich hat.

Es ist heute bekannt, dass das Passivrauchen bei den Kindern das Risiko für plötzlichen Kindstod, Lungenleiden, Ohrenentzündungen und Asthma erhöht. Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit jedes Jahr 570 000 Kinder daran sterben.[6] Bei den Erwachsenen kann dadurch Herzleiden, Schlaganfälle und Lungenkrebs ausgelöst werden.[7] Auch die Haustiere werden nicht verschont: Bei ihnen kann die Rauchexposition Allergien, Hauterkrankungen und Krebs begünstigen.[8]

Mit der Einführung der elektronischen Zigaretten, die Aerosolwolken mit Tausenden chemischen Substanzen freisetzen, ist eine neue Form der Umweltverschmutzung entstanden. In gewissen Städten, besonders an der Westküste der USA, wurden sogar «Wolkenjäger»-Wettkämpfe durchgeführt, bei denen die Dampfer:innen versuchen, mit der E-Zigarette möglichst grosse Dampfwolken zu bilden.[9]

Im Innenraum nimmt die Wirkung des Passivrauchs noch zu. Besonders mehrstöckige Wohngebäude, wie man sie in zahlreichen Städten antrifft, sind diesbezüglich besonders exponiert. Der Rauch dringt durch die Eingangstür, Mauerrisse, Steckdosen, Wasserleitungen und Lüftungssysteme in die Gebäude ein. In den USA sind etwa 28 Millionen Bewohner:innen von Mehrfamilienhäusern jährlich passivem Rauch ausgesetzt.

Aber der Passivrauch betrifft nicht nur die Innenräume. Auch im Freien beeinträchtigt er die Luftqualität und schadet der Gesundheit der Menschen, die ihn einatmen. Die Schadstoffkonzentration in Raucherbereichen draussen können gleich gross oder noch grösser sein als in geschlossenen Räumen. Dies ist vor allem der Fall, wenn die Raucherbereiche halb geschlossen sind, etwa Terrassen mit Wänden.

Aber immer mehr Gemeinden und Städte erlassen allgemeine Konsumverbote für Tabakprodukte drinnen und draussen und werden so richtiggehend zu rauchfreien Zonen. Dies wirkt sich positiv auf die Volksgesundheit aus und trägt dazu bei, dem Rauchen den Hauch der Normalität zu entziehen, sodass es nicht mehr als normale, akzeptable Handlung gilt.

In den USA waren New York und Los Angeles die ersten Städte, die das Rauchen auf Spielplätzen, in Parks und am Strand verboten haben. Zudem wurden zahlreiche Universitäts-Campus und alle Gebäude des sozialen Wohnungsbaus zu rauchfreien Zonen erklärt.[10] Vergleichbare Massnahmen wurden in den letzten Jahren auch in Mexiko, Australien, Singapur, Kanada, Neuseeland, Thailand, Japan und auf den Philippinen ergriffen.

In Europa haben mehrere Länder eine ähnliche Richtung eingeschlagen: insbesondere Ungarn, Finnland, Malta, Spanien und Schweden. In Grossbritannien ist das Rauchen in Fussballstadien und in der Umgebung von Spitälern, in Wales auf Spielplätzen und Schulhöfen untersagt. Zudem dürfen Eltern im Auto keine Zigarette mehr anzünden, wenn die Kinder mitfahren. In der Folge der Pandemie haben Mailand und Florenz die Zigarette aus vielen öffentlichen Räumen wie Parks, Spielplätzen, Sportanlagen sowie von Bus- und Tramhaltestellen verbannt.[11] Barcelona seinerseits hat das Rauchen auf vier seiner Strände verboten.

In der Schweiz ist das Rauchen in geschlossenen öffentlichen Räumen seit 2010 verboten. Nun plant die Stadt Bellinzona ein Verbot auch für Aussenbereiche. In Genf hat das Parlament im Januar 2022 das Rauchverbot auf die Aussenbereiche von Schulen und Kindertagesstätten, auf Spielplätze, Planschbecken, Sportplätze, Eisbahnen, Schwimmbäder und Haltestellen des öffentlichen Verkehrs ausgedehnt und die Stadt so in Tat und Wahrheit zu einem rauchfreien Lebensraum gemacht.[12]


[1] Stop2Drop, stop2drop.com

[2] National Geographic, «Cigarette butts are toxic plastic pollution. Should they be banned?» nationalgeographic.com/environment/article/cigarettes-story-of-plastic

[3] City Monitor, «Cities embrace smoke-free public spaces», citymonitor.ai/community/green-space/cities-embrace-smoke-free-public-spaces

[4] Primary and Hospital Care, «Zigarettenstummel oder ­ungerauchte Zigaretten – wie gefährlich für Kleinkinder?» primary-hospital-care.ch/article/doi/phc-f.2019.10153

[5] Bommelé J., Hipple Walters B., van Dorsselaer S., Willemsen M. C., «Outdoor smoking as a nuisance to non-smokers: The case for smoke-free outdoor public spaces in dense urban areas.» In: Tobacco Prevention & Cessation. Vol. 8, 8. Februar 2022. DOI:10.18332/tpc/145502.

[6] WHO, «The cost of a polluted environment: 1.7 million child deaths a year, says WHO», who.int/news/item/06-03-2017-the-cost-of-a-polluted-environment-1-7-million-child-deaths-a-year-says-who

[7] Centers for Disease Control and Prevention, «Going Smokefree Matters: Multiunit Housing», cdc.gov/tobacco/basic_information/secondhand_smoke/going-smokefree-matters/multi-unit/index.html

[8] Tobacco Stops With Me, «Smokefree Homes», stopswithme.com/creating-tobacco-free-places/homes/

[9] Brett E, Krissinger R, King A., «The rise and fall of e-cigarette cloud chasing appealing to youth.» In: Preventive Medicine Reports, Vol. 24, 2021, 101644, 16. November 2021. DOI:10.1016/j.pmedr.2021.101644

[10] Tobacco Stops With Me, «Smokefree Homes», stopswithme.com/creating-tobacco-free-places/homes/

[11] City Monitor, «Cities embrace smoke-free public spaces», citymonitor.ai/community/green-space/cities-embrace-smoke-free-public-spaces

[12] Léman bleu, «Genève interdit de fumer dans certains lieux extérieurs», lemanbleu.ch/fr/Actualites/Geneve/2022012889526-Geneve-interdit-de-fumer-dans-certains-lieux-exterieurs.html