Produkte mit erhitztem Tabak (HTP)

Zusätzlich zu den E-Zigaretten haben Tabakunternehmen begonnen, Tabakerhitzungssysteme einzuführen. Diese bezeichnet die Branche als «Heat-not-Burn»-Produkte, um damit den Anschein zu erwecken, dass ohne einen Verbrennungsprozess über 700 °C keine schädlichen und gesundheitsgefährdenden Substanzen freigesetzt würden, was absolut nicht stimmt. Diese Geräte funktionieren durch Erhitzen des Tabaks, anstatt ihn zu verbrennen. Manchmal wird der Tabak mit einem Feuchthaltemittel wie Propylenglykol behandelt, um ein Aerosol zu erzeugen, das vom Benutzer inhaliert wird. Die Hersteller behaupten, dass diese Verabreichungsmethode wesentlich weniger schädlich ist als herkömmliche Zigaretten, aber aktuelle Daten über die gesundheitlichen Auswirkungen dieser Geräte sind spärlich und das meiste, was veröffentlicht wurde, stammt von Wissenschaftlern der Tabakindustrie.

Aus den von PMI selbst vorgelegten Daten geht hervor, dass der doppelte Gebrauch von erhitzten Tabakprodukten zusammen mit Zigaretten bei weitem das vorherrschende Konsummuster ist, was erhebliche Fragen darüber aufwirft, welche Auswirkungen sie auf die allgemeine öffentliche Gesundheit haben könnten. Insbesondere hat die Forschung gezeigt, dass der duale Konsum nicht mit einem reduzierten Zigarettenkonsum verbunden ist, sondern eher mit einer erhöhten Exposition und schlechteren gesundheitlichen Ergebnissen als beim alleinigen Gebrauch von herkömmlichen Zigaretten oder E-Zigaretten.

Viele der auf dem Markt befindlichen HTPs werden derzeit als elegante, moderne und hochtechnologische Produkte vermarktet, die junge Erwachsene, insbesondere Frauen, dazu verleiten sollen, mit dem Konsum zu beginnen.

In der Schweiz sind nur HTP-Systeme von PMI unter dem Namen IQOS erhältlich. Diese kamen 2015 auf den Markt. Ziel von PMI war es, bis Ende 2019 die Zahl von 100'000 IQOS-Konsumentinnen und -Konsumenten zu gewinnen, was nach Aussage des Unternehmens auch nahezu erreicht worden sei. Laut einem Interview, das der Schweizer CEO von PMI am 19.11.2021 der AWP gab, verwenden in der Schweiz 150'000 Personen das IQOS-System. Der CEO von PMI weist zudem darauf hin, dass 70 % der Nutzenden ausschliesslich dieses Produkt nutzen. Sieht man einmal davon ab, dass diese Daten von PhiIipp Morris nicht von unabhängiger Seite überprüfbar sind, würde dies bedeuten, dass die restlichen 30 % gleichzeitig ein HTP-Produkt und herkömmliche Zigaretten konsumieren.

Am 2. November 2021 lancierte PMI unter dem Namen ILUMA ein HTP-System der nächsten Generation in der Schweiz, als erstem europäischem Testmarkt nach der Markteinführung dieses neuen Produkts in Japan im September 2021. Bei dem neuen HTP-System wird Tabak mithilfe eines Induktionssystems auf sehr hohe Temperaturen erhitzt. Die neue Zigarette für dieses HTP (inkompatibel mit dem alten System), enthält einen – sogar laut Herstelleraussagen – sehr scharfen und potenziell gefährlichen Metallkern. Derzeit liegen keine Studien oder Analysen zu den Gefahren dieses neuen HTP-Produktes vor: Auf welche Temperatur wird der Tabak erhitzt? Enthalten die entsprechenden Zigaretten irgendwelche Zusatzstoffe oder andere Chemikalien? Welche Zusammensetzung hat das Metallstück im Zigarettenkern dieses HTP und welche Mengen an Schwermetallen werden beim Betrieb freigesetzt?

Der Wechsel von IQOS zu ILUMA zwingt die Verbraucherinnen und Verbraucher nun zum Wechsel des Geräts, das – entsprechend dem Vorbild einer bekannten Kaffeemaschinenmarke – nur mit Zigaretten derselben Marke betrieben werden kann. Darüber hinaus sammeln die IQOS- und ILUMA-Geräte via Bluetooth Daten, die an die App des Herstellers übertragen werden. Das Interesse von PMI an diesen Produkten gründet darauf, dass die Gewinnmarge hier derzeit höher ist als bei herkömmlichen Zigaretten.

Quellen

Truth Initiative (2019): E-cigarettes: Facts, stats and regulations. Factsheet. Online verfügbar unter https://truthinitiative.org/research-resources/emerging-tobacco-products/e-cigarettes-facts-stats-and-regulations.

Auer, Reto; Concha-Lozano, Nicolas; Jacot-Sadowski, Isabelle; Cornuz, Jacques; Berthet, Aurélie (2017): Heat-Not-Burn Tobacco Cigarettes: Smoke by Any Other Name. In: JAMA internal medicine 177 (7), S. 1050–1052. DOI: 10.1001/jamainternmed.2017.1419. 

Bravo-Gutiérrez, Omar Andrés; Falfán-Valencia, Ramcés; Ramírez-Venegas, Alejandra; Sansores, Raúl H.; Ponciano-Rodríguez, Guadalupe; Pérez-Rubio, Gloria (2021): Lung Damage Caused by Heated Tobacco Products and Electronic Nicotine Delivery Systems: A Systematic Review. In: International journal of environmental research and public health 18 (8). DOI: 10.3390/ijerph18084079.

Lee, Cheol Min (2020): The Impact of Heated Tobacco Products on Smoking Cessation, Tobacco Use, and Tobacco Sales in South Korea. In: Korean journal of family medicine 41 (5), S. 273–281. DOI: 10.4082/kjfm.20.0140.

Tobacco Tactics (2021): Next Generation Products. Hg. v. Tobacco Tactics. University of Bath. Online verfügbar unter https://tobaccotactics.org/wiki/next-generation-products/, zuletzt aktualisiert am 01.04.2021.

Downloads

Heated Tobacco Products: Deep Dive Switzerland. A Policy Brief

Merkblatt: Was sind Tabakprodukte zum Erhitzen?

 

 

 

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